Resümee 2003 zur Übergabe der Leitung des Freundeskreises


Liebe Musikfreunde,
Im Frühjahr 2014 wird das Ehepaar Dr. Weißig zum 400. Konzert einladen. Bitte erlauben Sie mir dann 93-jährigen Gründer des Musikkreises, dass er bereits heute dem Ehepaar herzlich dafür dankt, dass sie den Freundeskreis über weitere 10 Jahre geführt haben.
Wir haben den Musikkreis im Februar 1975 im Spiegelsaal gegründet und über 29 Jahre monatlich ein Konzert veranstaltet. Dazu haben wir für die 325 Konzerte über 600 bekannte Künstler von allen fünf Erdteilen und über 37 tausend Musikfreunde begrüßt. Wie die wunderbaren Melodien auf uns wirken, haben Sie alle viele Male empfunden. Deshalb will ich etwas vom Geschehen außerhalb der Säle sagen.
Wir sind mit 23 vollbesetzten Bussen zu Konzerten zum “Prager Frühling” in die Goldene Stadt, nach Leipzig zum Gewandhaus und in den schönen Saal des Schauspielhauses Berlin gefahren, haben die „Neunte Sinfonie” von Ludwig van Beethoven in Leipzig unter Kurt Masur und in der Kreuzkirche in Dresden das wunderschöne Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zweimal erlebt.
Über 90 Karten hatten wir für ein Feiertagserlebnis im Mai in Prag. Als wir mit zwei Bussen an der Grenze die km-lange Warteschlange sahen, gab es einen Schreck. Ich bat um ein paar Minuten und kam mit einem Major zurück, der den Musikfreunden verkündete, dass er die zwei Busse jetzt an der 3,5 km langen Warteschlange vorbeiführen wird bis zur Zollkontrolle. Das gab sehr große Freude, die den Tag anhielt.
Und als wir zur Führung von Stadt und Park Potsdam waren, kamen wir gegen 17 Uhr aus Schloß Sanssouci. Da fragte eine Dame, ob wir auch in das “Neue Palais” gehen. Ich sagte:”nicht geplant”, aber kommen Sie schnellen Schrittes dahin. Der Eingang war verschlossen, die letzte Führung im Schloß. Ich verhandelte mit den zwei Damen und schon nach fünf Minuten war der Eingang offen, wir hatten eine wunderschöne Führung. Es war an dem schönen Tage die Krönung! Auf dem Flugplatz wartete unser Abendbrot über eine Stunde, aber wir wurden freundlich begrüßt und gut versorgt.


 




Zum 100. Konzert hatte ich Professor Amadeus Webersinke gebeten, einen Klavierabend zu geben. Aber drei Wochen vorher rief er an, dass er zu dieser Zeit zwei Monate dienstlich in Japan sei. Er hatte Professor Gerhard Berge gebeten, ihn zu vertreten. Gerhard Berge rief am nächsten Tage an, dass er das Konzert gern übernimmt, aber nur, wenn der Flügel repariert ist. Ich schrieb an Piano-Förster Löbau und bekam nach einer Woche die Antwort, dass es registriert sei und wir in einem Jahr den Termin erfragen sollen. Erneuter Brief an den Betriebsleiter, der am nächsten Tage anrief und sagte, dass er zwei sehr gute Leute gebeten hat, am Freitag das Werk aus dem Flügel auszubauen, es am Sonnabend/Sonntag und alle Abende bis zu Wochenende zu reparieren und am Sonntag (wenige Stunden vor dem Konzert) wieder einzubauen und zu stimmen. Das wunderbare Konzert fand statt und Professor Gerhard Berge war sehr überrascht und dankbar. Ich berichtete darüber vor der Bezirksleitung des Kulturbundes im Lingnerschloß in Dresden. Der Präsident gratulierte und er übernahm die Reparatur-Kosten von 1000,-M.
Als zum 150. Konzert das Streichquartett der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin bei uns drei Konzerte spielen sollte (2 am Montag und das 3. erstmals an einem Dienstag), kam die Absage, weil der Spieler der 2. Geige den Einberufungsbefehl bekommen hat. Ich schrieb an das Wehrbezirkskommando Schwerin, das am übernächsten Tage mitteilte, das Konzert kann stattfinden, wir haben die Einberufung um 6 Monate verschoben. Es waren schöne drei Konzerte und dazu bedankte sich der betreffende Musiker, dass er die Geburt seines Sohnes daheim erleben kann.
Die größte Freude hatten wir unmittelbar nach der Wiedervereinigung, als drei Professoren aus Stuttgart bei uns waren. Die staunten über unseren Musikkreis und den schönen Spiegelsaal. Nach dem Konzert gab es langanhaltenden Beifall stehend. Danach eine Lobrede der Professoren mit dem Hinweis, dass sie darüber in Bonn berichten werden. Schon am Ende der Woche rief der Innenminister Wolfgang Schäuble an, gratulierte und sagte, dass dieser Freundeskreis wohl einmalig in der Bundesrepublik sei und er uns morgen 3000,-DM überweist Es kam an. Große Freude.
Alle diese Tatsachen brachten sehr große Freude, wenn es auch vorher Sorgen gab.
Ich wünsche allen Musikfreunden weiter schöne Musikerlebnisse, noch eine schöne Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest.