Kirchgemeindenachrichten Februar 2005

Das Titelbild zeigt den Gaußiger Pfarrer Andreas Miethe. Er wurde 1855 in Weißig (Spree) als Sohn eines Landwirts geboren. Wie viele Akademiker seiner Zeit, verdankte er sein Studium der Förderung durch Lehrer und Pfarrer, die auf den begabten Jungen aufmerksam wurden. In Leipzig studierte er Theologie und war dann ab 1881 Vikar in Schwarzkolm (Pr. Obl.). Im Anschluss daran Vikar in Pötschwitz. 1883 wurde er als Diakonus (2. Pfarrer) an die Michaeliskirche in Bautzen berufen. Als die Gaußiger Pfarrstelle 1884 vakant wurde, bewarben sich um sie Pfarrer Sickert aus Schmölln, Pfarrer Gärber aus Kotitz und der Diakonus Andreas Miethe. Ein Schreiben vom 29.08.1884 über die Abhaltung der Gastpredigten und die sich anschließende Wahl ist im Pfarramt erhalten. Am 29.09. erhielt dann Pfarrer Miethe folgenden Brief: "In Vertretung der Gräflich Schall-Riaucourschen zu Gaußig habe ich ihnen die erfreuliche Mitteilung zu machen, dass sie vom dasigen Kirchenvorstande in der am 23. diesen Monats abgehaltenen Sitzung durch Stimmenmehrheit zum Nachfolger des Herrn Pfarrer Jäckel erwählt worden sind..."
Am 16. November 1884, dem 23. Sonntag nach Trinitatis wurde Pfarrer Miethe im Hauptgottesdienst, 8.00 Uhr, als Gaußiger Pfarrer eingeführt. Eine der ersten Unternehmungen des Pfarrers war, das Pfarrhaus innen gründlich zu erneuern. Hatte doch sein Amtsvorgänger die Kirche vor 10 Jahren neu errichten lassen.


Pfarrer Miethe mit Konfirmanden Am 22. Februar 1885 wurde sein erstes Kind Maria Magdalena im Gaußiger Pfarrhaus geboren. Seine Frau Elisabeth Margarete, geb. Bergan, war die Tochter des Pfarrers von Groß Särchen. Unter den 6 Paten ist auch der Diakonus zu Göda, Johannes Zieschang, aufgeführt. Am 16. April 1886 wurde sein 2. Kind Heinrich Herrmann Johannes im Gaußiger Pfarrhaus geboren. Als Paten sind aufgezeichnet Pfarrer Immisch zu Göda, Pfarrer Mrosack zu Postwitz, wieder Johannes Zieschang, Diakonus zu Göda und Gräfin Riesch von Neschwitz.
Unter dem Taufnamen des Pfarrerssohns findet sich eine Eintragung, nach der er am 10. Februar 1905 als Leichtmatrose auf Hoher See den Tod gefunden hat. 1887 wurde das dritte Kind, Friedrich Kurt, im Gaußiger Pfarrhaus geboren. Wieder war Johannes Zieschang Pate und der Wilthener Pfarrer Dr. Martin Rentsch.

 

Vom 13. Dezember 1889 existiert ein Schreiben von der Konsistorialbehörde. Dem Kirchenvorstand wurde mitgeteilt, "daß Herr Diakonus Zieschang in Göda für die Dauer des dem Pfarrer Miethe erteilten Urlaubs zum vikarius perpetuus in Gaußig ernannt und beauftragt worden ist. Unter Herbeiziehung benachbarter Geistlicher soll er für die ordnungsgemäße Verrichtung aller Amtsgeschäfte Sorge tragen." Damals gab es noch keine Krankschreibung, sondern bestenfalls Genesungsurlaub. Da die Erkrankung sich hinzog, wurde aus Zeitersparnis die Abhaltung der Abdankung vor dem Trauerhause eingestellt. Fortan erwarteten die Gaußiger Geistlichen den Sarg auf dem Friedhof oder in der Kirche. Der erkrankte Pfarrer wurde in der Heilanstalt Sonnenstein bei Pirna medizinisch betreut. Am 25. Juni 1890 ließ das Konsistorium nachfragen, ob eine Besserung zu hoffen sei. Aber die Möglichkeiten dazu wurden als gering eingeschätzt. "Mit Rücksicht auf die höchst bedauerliche Lage der Familie Miethe soll der Genesungsurlaub bis zum 1. Oktober d. J. verlängert werden." Nach einem Gutachten aus der Sonnensteiner Heilanstalt ist es ausgeschlossen, das krankheitsbedingte geistige Unvermögen zu beenden. Der Kirchenvorstand erhielt die Mitteilung, dass Pfarrer Miethes Ruhestand am 31. Dezember 1890 beginnt und Johannes Zieschang, Göda, die Verwaltung der Pfarrstelle bis zu ihrer Wiederbesetzung übertragen bekommt. Ohne nach Gaußig zurückgekehrt zu sein starb Pfarrer Andreas Miethe am 7. März 1891 im Alter von 37 Jahren 7 Monaten und 16 Tagen in Pirna Sonnenstein und wurde am 11. März in Gaußig begraben. Über die Art seines Begräbnisses findet sich folgender Eintrag: "Feierliche Trauerandacht mit dem in der Kirche aufgestellten Sarge." Als Todesursache wurde "allgemeine Lähmung" angegeben.


Pfr. Gerd Frey