[Aus der Arbeit von Martina Koban von 2013, unwesentlich bearbeitet, punktuell fortgeschrieben]

Dretschen



Eine frühere Beschreibung: "Mit seinen Fluren breitet Dretschen sich zwischen dem Fuß des Berges Tschelentsy und dem Kamm des Großen Picho aus. Der Horken (Anhöhe) bei der Pappmühle schirmt das Dorf gegen Nordwesten ab. Gegen Osten steigt steil der Arnsdorfer Kapellenberg an. Das "Lange Wasser" durchquert Flur und Ort in nordwestlicher Richtung und bildet zwischen Arnsdorf und Dretschen ein sumpfiges Wiesental. Bis weiter südwestlich am Jórdaka-Bach ziehen sich die feuchten Wiesen hin." Es ist ein Dorf, das weitgehend sein altes Aussehen mit seiner ländlichen Prägung beibehalten hat. Im Dorf sind ein Kriegerdenkmal sowie einige Umgebinde- und Fachwerkhäuser aus dem 19. Jahrhundert zu finden.

Erstmals urkundlich genannt gehörte es 1241 genau wie Arnsdorf zur Burgwarte Doberschau und wurde als meißnische Ortschaft geführt. Die erste Ortsnennung erfolgte 1352 als "Dreschin". Der Ort wurde als Platzdorf angelegt.

1900 hatte Dretschen die Größe 311Hektar.


Historische Namen:

Sorbisch Drećin, abgeleitet von drjewo = "Holz", also Ort der Holzfäller

Altslawisch dera, drati Ort des Dreća, Dréća = "Reißer"

Es gibt verschiedene Schreibweisen, einige sind: 1352 Dreschin/Dreczschen, 1446 Dretschin, 1470 Dreutzschen und seit 1746 Dretschen

Einwohnerzahlen:

1559

14 besessene Mann, 4 Häusler, 3 Inwohner

1764

15 besessene Mann, 1 Gärtner, 3 Häusler, 5 1/2 Hufen

1840

3/8 Hüfner, 1 Drittelhüfner, 6 Viertelhüfner, 6 Achtelhüfner, ein 7/24 Hüfner, zwei 1/16 Hüfner und 5 Häusler

1834

142

1871

157

1890

179

1910

164

1925

157

1939

443 mit Arnsdorf

1946

550 mit Arnsdorf

1996

132

1998

122

1885:

62 Sorben.

1900:

32 Sorben.


Die Besitzer:

Zur Mitte des 14. Jahrhunderts waren Wilrich und Dietrich von Nussedlicz und deren Brüder die Besitzer. In einer Urkunde vom 07. März 1352 bekunden die Brüder Dietrich und Günther von Haugwitz, dass sie das halbe Dorf Dretschin von ihren Oheimen gekauften haben. Sie sind vom Bischof Johann I. von Meißen mit diesem Gut belehnt worden, wobei sich dieser das Gericht, die Dienste und die Bete (früher Grundsteuer) auf diesem Gut selbst vorbehalten hat. Mitte des 15. Jahrhunderts besaßen Angehörige des Geschlechts von Gusk Untersassen (Untertanen) in Dretschen.

Czenko oder Zenigke von Gusk besaß neben Gaußig auch noch das Dorf Dretschen.

1461 erwarb der Bischof Casper Schönberg sieben Männer in Dretschen für das Bistum. Sein jüngerer Bruder und Nachfolger Dietrich der III. von Schönberg kaufte 1470 einen Fischteich bei den Dorfe "Dreutzschenn" hinzu.

Die grundherrlichen Rechte waren im Dorf geteilt in das 1559 der Stolpener Amtsmannschaft wendischer Pflege zugeteilte und das dem Dingstuhl (Gerichtsbezirk) zu Göda zugewiesene Teil. Die Bewohner des Dorfes waren weit über die Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Hälfte sorbisch.



Der Gemeindevorstand: Gemeindeältester

1888-1896

August Friese

1888 -1901

Karl Hollan

1898 -1913

Karl August Koptke

1901 -1910

Traugott Hollan

1913 -1924

Karl Hollan

1910 -1929

Gustav Mönch

1924 -1945

Max Kubitz

1930 -1939

Richard Handrick


Die Bürgermeisterstube befand sich von 1924 bis 1945 in der Gaststätte Kubitz. Zuvor war sie bei den jeweiligen Gemeindevorständen in der Wohnung. Bis 1967 hatte die Gemeinde ihr Domizil im Haus der Familie Zeitler, welches von der Gemeinde verwaltet wurde. Danach zog die Gemeindeverwaltung ins Herrenhaus nach Arnsdorf.

1936 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinde Dretschen mit Arnsdorf und im Jahr 1974 die Eingemeindung nach Gaußig.


Die Kirche:

Heute erinnert nur noch der ehemalige Kirchweg über die "Totensträucher" und den Kleebusch daran, dass Dretschen zur "Liebfrauenkirche" in Neukirch gehörte. Die Reformation war der Wendepunkt des kirchlichen Lebens. Da Neukirch zeitig das Evangelium annahm, entzog der Bischof Dretschen und Arnsdorf der fahnenflüchtigen Pfarrei Neukirch und pfarrte die Orte nach Gaußig ein, wo ein treuer rechtsgläubiger Pfarrer noch seines Amtes waltete.


Das Kriegerdenkmal:

Am 24. Juli 1920 berief der damalige Gemeindevorstand Herr Karl Hollan eine Gemeindeversammlung ein. Dort wurde beraten, ob sich Dretschen an einem gemeinsamen Kriegerdenkmal in Gaußig beteiligte oder eine eigene Gedächtnisstätte schaffen sollte. So beschloss man einstimmig den Bau eines eigenen Kriegerdenkmals. In der Mitte des Dorfes liegt eine kleine Wiesenaue (Gemeindeanger), an dessen Rand das Denkmal seinen Standort erhielt.

Der damalige Steinmetz und Landwirt Herr Robert Lehmann aus Dretschen stellte den dafür nötigen Entwurf auf und führte diesen selber in Granit aus Demitz-Thumitz aus. Das Denkmal besteht aus 5 Teilen, hat ein Gewicht von 120 Zentnern und eine Höhe von 3 ½ Metern. Zur Finanzierung veranstaltete man eine Haussammlung, um die nötigen Mittel aufzubringen. Sie erbrachte 3.445 Mark. Eine Summe, die eben reichte, um den rohen Stein zu bezahlen. Am 29. Mai 1921 wurde mit einer Weiherede des damaligen Pfarrers Handrick aus Gaußig unter Mitwirkung des Militärvereins Gaußig, der Jugend und den Schülern der Schule Dretschen das Kriegerdenkmal eingeweiht.

Die Schule:

Bereits im 18. Jahrhundert gab es in der Parochie Gaußig außer der Kirchschule zwei Nebenschulen. Die Schule Dretschen und Gnaschwitz. Für beide Schulen war aber nur ein Schulmeister angestellt. Er unterrichtete in Gnaschwitz von 8 -11 Uhr und in Dretschen von 13 -16 Uhr. Beide Schulen waren einklassig.

1833 wurden in Dretschen 33 Kinder aus Arnsdorf und 19 aus Dretschen unterrichtet. Die Kinderzahl wuchs ständig. So machte sich eine grundlegende Änderung nötig. Das Volksschulgesetz von 1835 erklärte es für unzulässig, dass ein Lehrer 2 Schulen verwaltet. Infolgedessen sah man sich gezwungen, den Schulverband zu lösen und je einen Lehrer anzustellen. Da sich in Gaußig gerade die Anstellung eines dritten Lehrers und der Bau eines Unterrichtszimmers nötig machten, beschloss man mit Gaußig einen Schulverband zu gründen, alle entstehenden Lasten gemeinsam zu tragen, den Lehrer und die Schulstube aber Dretschen zu überlassen.

Diehmen fand sich unter der Bedingung bereit, das halbe Dorf zur Schule Dretschen zuzuteilen, wenn das wöchentliche Schulgeld wie in Gaußig pro Kopf nicht mehr als 9 Pfennig betrage. Durch diesen Kompromiss sparte Gaußig einen Lehrer und den Neubau.

1840 wurden 85 Kinder in einem gemieteten Lokal vom damaligen Schulvicar Tietze unterrichtet.

Ein Neubau der Schule wurde 1840 geplant und angefangen, welcher heute die "alte Schule" (Michel Rostock Str.) ist. Der Bau wurde mindestbietend für 1.140 Taler preußischer Courant dem Zimmermeister Anders aus Rothnaußlitz vergeben. Den Bauplatz hatte die Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt. Er lag inmitten des Dorfes gegenüber der Bauernstube, die bisher für Schulzwecke genutzt wurde. Die Schüler waren alle ohne Ausnahme Wenden. An dieser Schule lehrte Michael Rostock von 1844 bis 1884.

Die Kinder aus den Orten Dretschen, Arnsdorf, Neu-Arnsdorf, Postschänke, Neu-Diehmen, ein Teil von Diehmen (alles, was bis zum Erbgericht Diehmen wohnte und der Kleebusch) wurden nach Dretschen eingeschult.

In den Jahren 1881 und 1899 durch Anbau je eines Flügels erweitert, wurde die Schule bis 1914 genutzt.

Da die Kapazität nicht mehr ausreichte, musste eine neue Schule 1913/14 gebaut werden. Sie wurde nach Plänen des Architekten Köhler mit einem Kostenaufwand von 42.000 Mark erbaut. Mehr als die Hälfte dieser Summe, die als Schuld stehen geblieben war, tilgte in hochherziger Weise der Rittergutsbesitzer von Arnsdorf Herr Adolf Friese aus Kirschau als Gedächtnisstiftung für seinen in Galizien gefallenen Sohn Johann Friese. Die Schulgemeinde dankte ihrem Wohltäter durch eine steinerne Gedenktafel im Vorraum der neu erbauten Schule.

Nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichtete man dort die Klassen 1 bis 8 und ab1959 nur noch die Klassen 1 bis 4. Ab der 5. Klasse wurde an der Zentralschule in Gaußig unterrichtet.

Im Keller befand sich die Küche. Hier wurde für die Schüler und den Kindergarten in Arnsdorf gekocht. Die Köchinnen waren unter anderem Frau Hentschel, Frau Döring, Frau Richter und Frau Kratsch.

Bis zu den Sommerferien im Juli 1971 fand hier noch der Unterricht statt.

Mit Beginn des neuen Schuljahres im September blieb die Schule geschlossen. Fortan wurden die Schüler in Gaußig an der Zentralschule unterrichtet.

Das alte Lehrerzimmer wurde Poststelle für Dretschen. Die anderen Räume nutzten die Einwohner als Rot-Kreuz-Reserve Raum, Gemeinde-, Mütterberatungs- und Gymnastikraum. Hier zeigte man nach dem Krieg auch Kinofilme.

Nachdem sich die Ortsfeuerwehren Arnsdorf und Dretschen 1996 zusammenschlossen, wurden die ehemaligen Klassenräume umgebaut zu Fahrzeughalle und Schulungsraum. Die im oberen Geschoss befindlichen ehemaligen Lehrerwohnungen sind vermietet.


Richtfest 1912          


                  Schule 1915








Lehrertreff in der Gaststätte Kubitz .



             

Jahrgänge 1917/20 mit dem Lehrer Fritz.                   Jahrgang 1925/26 Lehrer Linus

Jahrgang 1927                                               Schuljahr 1934/35




Jahrgang 1947 Lehrer Bayer


Jahrgang 1960/1962


Schuleingang 1958




Schuleingang 1967


Lehrer Karl-Heinz Hentschel mit seiner Frau Hedwig.

Er war ein leidenschaftlicher Fotograf und viel mit seiner Kamera unterwegs. Viele dieser Bilder hier tragen seine Handschrift, z. B. Schulbilder, Bilder von Festen in Arnsdorf, Dretschen und Diehmen.


Michael Rostock:

Michael Rostock wurde am 17. April 1821 in Ebendörfel bei Bautzen geboren. Nach der Schulzeit in Postwitz ging er als Kuhhirt auf ein Gut bei Dresden. Durch den glücklichen Umstand, dass der fortschrittliche Seminardirektor Dreßler in Bautzen forderte, dass begabte sorbische Jungen zu Volkschullehren ausgebildet würden und durch Vermittlung des Postwitzer Pfarrers gelangte Michael Rostock in das landesständische Seminar in Bautzen. Dort bereitete er sich von Ostern 1837 bis Ostern 1841 auf den Lehrerberuf vor.

Nach 3 Amtsjahren in Göda wirkte er von 1844 an 40 Jahre lang als einziger Lehrer an der hiesigen Schule.

Weltruf und dauerhaften Namen erwarb er sich durch seine wissenschaftliche Entdeckung der heimischen Flora, z. B. eine noch nicht bis dahin entdeckte Orchideen- und Brombeerart, welche am Fuße des Pichos wächst, sind ihm zuzusprechen. Für viele Museen war er ein fleißiger Sammler. In der Beschreibung von Dingen war er einem Meister; klar, kurz und treffend.

Aufgrund seiner Herkunft war er der wendischen Sprache mächtig, ebenso konnte er französisch, englisch, lateinisch, schwedisch und russisch lesen, verstehen und korrespondieren. Er stand mit vielen Wissenschaftlern in der ganzen Welt in Verbindung, aber er versuchte auch seine Wenden für die Botanik zu interessieren. Er forschte gern im Gaußiger Park und seiner Umgebung.

Von seiner zum Teil recht umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit liegen gedruckt 11 in deutscher und 68 in sorbischer Sprache vor, während andere starke Bände sorbischer Naturbeschreibungen ungedruckt liegen blieben.

In der Wissenschaft lebt sein klangvoller Forschername und in den Herzen dankbarer Schüler sein edles Menschentum fort.

Was er sich nicht nehmen ließ, war der Genuss einer Zigarre und eines starken Kaffees. Das Geld für diese Ausgaben gewann er beim Skatspiel, das er meisterhaft beherrschte. Er verstarb 1893 im Alter von 72 Jahren in Gaußig, wo er seine letzte Ruhe fand.


Der Handel und das Handwerk


Die Gaststätte Kubitz Arnsdorfer Str.2

Ende des 19. Jahrhunderts gibt es bereits im Ort die Schänke und das Materialwarengeschäft von Maximilian Kubitz.

Seit 1924 befand sich die Ortsbehörde der Gemeinde (Bürgermeisterstube) mit im Haus.

Das Materialwarengeschäft wurde bis 1947 geführt. Die Gaststätte schloss im Mai 1953 und die Poststelle unter Frau Hauswald wurde hier eingerichtet. Schon seit 1924 gab es das öffentliche Telefon hier.

Die Familie Pallmer baute das Gebäude zum Wohnhaus um.



Bürgermeister Kubitz mit seinen Töchtern.



Die Postschänke:

Die unterhalb des Kleebusches liegende Postschänke geht auf den Besitzer des Rittergutes Arnsdorf zurück. Erbaut im Jahre 1709, am sogenannten Bischofsteich, der damals trockengelegt war.

Nun konnten Reisende, die sonst im Freien übernachten mussten, diese als Unterkunft nutzen. Bei einem Besitzerwechsel wird im Kaufbrief vom Jahr 1800 "das Recht, Branntwein zu brennen, Bier zu schenken, zu schlachten, fremde Leute zu beherbergen und Fleisch zu verkaufen" ausdrücklich eingetragen.

Der Name "Postschänke" könnte aus der Zeit stammen, als die Pferdegespanne der Postkutschen dort ausgetauscht wurden oder es geht auf den Erbauer Postmeister Christian Huttmann zurück. Genaueres ist nicht bekannt.

Die jetzige Scheune ist die eigentliche Schenke. Das älteste Gebäude ist das erste Haus links an der Straße Neukirch -Bautzen. Es trug bis zum Frühjahr 1922 noch ein Strohdach.

An der Postschänke befand sich bis 1954 eine Zapfsäule für Diesel.

Im Inneren gab es eine Gaststube, Fremdenzimmer und auch einen Tanzsaal.

Namentlich genannte Schänkwirte sind 1899 Johann Ernst Rentsch, Heinrich Carl Kreusel 1899 bis 1908 und bis 1924 Erich Kreusel.

Seit 1924 bis zur Schließung im Dezember 1966 war Walter Mönch der Besitzer und Wirt.



Der letzte Wirt Walter Mönch am Tresen.


Die Böttcherwerkstatt, heute Tischlerei: Alte Schulstraße 9


Im Jahr 1886 betrieb Ernst Moritz Arnold eine Böttcherwerkstatt. Er stellte Gebrauchsgegenstände für Haus, Hof und Landwirtschaft, z. B. Wäschetröge, Eimer, Wasser-, Wein- und Pökelfässer so wie Wagenräder her.

Nach dem Tod seines Vaters 1908 erbte die Böttcherei seinen Sohn Martin. Als Gotthard Arnold den Betrieb übernahm, hatte sich daraus eine Tischlerei entwickelt. Damals wurden Küchenmöbel, Wohnzimmerschränke und Betten aus massivem Holz hergestellt. Mitte der 60er Jahre wurde die Produktion auf Büromöbel umgestellt, später Wohnzimmerschränke und sonstigen Kleinmöbel. Der Schwiegersohn Herr Klaus-Dietrich Lehns übernahm 1981 das Geschäft. Es wurden vorwiegend furnierte Wohnzimmermöbel angefertigt. Seit der Wende produziert Herr Lehns neben seinem bisherigen Möbelsortiment auch gerade und gewendelte Wangentreppen sowie Spindeltreppen.






Der Konsum: Alte Schulstraße 9

Bereits 1872 ist in alten Kirchenbüchern von einem Krämer Ernst Carl Arnold zu lesen.

1899 betreibt Ernst Friedrich Arnold einen Materialwarenhandel neben seiner Böttcherei. Im Jahr 1913 ist Frau Minna Arnold die Inhaberin.

Frau Frieda Arnold übernimmt 1928 den Kolonialwarenhandel von ihrer Schwiegermutter. Das Geschäft führte 1976 ihre Tochter Anneliese Arnold als Kommissionshändlerin der Konsum-Genossenschaft bis 1984 weiter. 1985 bis 1990 übernahm ihre Tochter Frau Christine Ludwig den "Konsum".

April 1991 eröffnete Familie Schlecht hier einen "Landkauf" mit Christine Ludwig als Verkäuferin, aber 1992 wieder geschlossen.


Die Schmiede: Arnsdorfer Straße 11

Johann Mieth begann 1888 die Schmiede aufzubauen. Er führte sein Handwerk bis 1930 aus und übergab die Schmiede seinem Neffen Ernst Hollan, der sie bis 1964 weiter betrieb. Ein Federhammer wurde um 1935 angeschafft. 1946 eine Schweißmaschine und eine Drehbank

Nach dem Tod seines Vaters 1964 übernahm Herbert Hollan die Schmiede.

Ab 1966 war er mit seiner Schmiede für die LPG Dretschen-Diehmen tätig, wobei er aber immer noch alle anfallenden Arbeiten als Hufschmied übernahm. 1986 musste Herr Hollan das Schmiedehandwerk aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.






Die Pappmühle:

Seit 1843 als Papiermühle nachweisbar.

1899 betreibt Gotthelf Hultsch die Mühle, 1908 Willy Herrmann Hultsch. 1913 wird sie als Dampfsägewerk beschrieben.

Die Schneidemühle wurde auch mit Wasserkraft, später dann elektrisch betrieben. In der Mühle befand sich auch ein Schrotstuhl für Getreide. Letzter Müller war Richard Hultsch (1955).

1964 wurde durch den neuen Besitzer Karl Huste das Gebäude der alten Pappmühle abgerissen. Um 1970 erfolgten der Abriss des alten und der Bau eines neuen Wohnhauses. Herr Huste betrieb von ca.1976 bis 1998 einen Schrotthandel bzw. Altstoffhandel auf dem Grundstück.

Die Schindelproduktion: Michael Rostock Str. 23

Herrmann Kästner stellte Dachschindeln aus Fichtenholz her. Als Imprägnierung wurden sie mit teerölhaltigem Karbolineum getränkt. Der Zuschnitt erfolgte an der Pendel- oder Kreissäge, dafür wurde extra ein Stromanschluss gelegt Im Betrieb waren zeitweise drei bis vier Mann beschäftigt.

Auch arbeitete er als Haarschneider und Stellmacher, stellte z. B. Melkschemel und Ochsenkumte (Teil des Zuggeschirrs) her.


Die Stellmacher Nr. 27: Arnsdorfer Straße 13

Ende des 19. Jahrhunderts befand sich auf dem Grundstück Nr. 27 die Stellmacherei von Karl August Rößler. Von ihm übernahm 1908 Artur Burghard die Stellmacherei. Er übergab sie an Edwin Richter, (1924).


Die Strohflechterei:

Bereits Ende 1945 stellte Herr Hans Wolletz in der Scheune von Dinter (Arnsdorf) Flechtarbeiten aus Stroh her. Etwas später hatte er bei Hauswald (heute Pallmer) seine Werkstatt, bevor er 1947 ein Stück Land von Selma Brüll an der Kreuzung Dretschen -Diehmen erwarb.

Auf diesem Grundstück errichtete er eine Holzbaracke zum Arbeiten und Wohnen, einen Brunnen und legte für die Produktion den nötigen Stromanschluss.

Die Produktionspalette umfasste Strohhüte, Strohschuhe, Fußabtreter, Besen, Strohtaschen und Strohmatten für die Gewächshäuser. Bis zu 40 Leute haben hier gearbeitet. Als Herr Wolletz 1955 starb, wurde die Produktion eingestellt und die Baracke musste abgerissen werden. Heute steht hier eine kleine Gartenlaube.


Elektrowerkstatt: (Michael-Rostock-Straße 9)

Seit 1991 betreibt Herr Christian Hultsch einen Elektro-Installationsbetrieb. Zu seinen Aufgaben zählen auch Blitzschutz und die Wartung elektrischer Anlagen.



Weitere Beschäftigungen:

Martha Wagner

Leinölvertrieb von der Mühle Kubschütz

Minna Heinrich

Kunstblumen für Sebnitz und Kränzebinden.

Paul Heinrich

Gemeindearbeiter. Mit seiner Frau Minna vertrieb er Semmeln der Bäckerei Zaunick/Arnsdorf in den Orten Dretschen und Weißnaußlitz.

Clemens Jeremias

Dorffriseur

Paul Klitsch

Fuhrunternehmer, Milchtransport in die Molkerei.

Alwin Röllich

Stellte aus Fichtenwurzeln Körbe her.

Paul Heinrich, Alwin Röllich, Ernst Hollan, Martin Heinrich und Gotthard Arnold waren Imker.


Die Post:

Anfangs in der Gaststätte Kubitz,

befand sich die Poststelle dann bis 1960 bei Frau Hilde Friese in einer kleinen Stube.

Weiterhin war sie bei Martin Hollan (Michael Rostock Str.29) im Nebengebäude und dann in der alten Schule (Alte Schulstraße 1) untergebracht. Zu dieser Zeit war Frau Schindler die Zustellerin. Von 1978 bis 1991 übernahm Frau Christine Dutschmann in der ehemaligen neuen Schule die Post. Seit 1992 gibt es nur die zentrale Poststelle in Gaußig.


Die Steinbrüche:

Die Brüder Richard und Wilhelm Kästner gründeten am Tautewalder Abhang des Pichos einen Syenit-Steinbruch. Ab 1926 wurde Schotter hergestellt. Der dunkle abgebaute Stein wurde aber auch für Grabsteine genutzt. Der Steinbruch musste seinen Betrieb einstellen, weil sich die Brüder verschuldeten und die Erträge gering waren.

Ein zweiter Steinbruch befand sich unterhalb von Kästners Bruch.

1958: Packlager, Pflaster, Schotter, Natursteine, Bau- und Denkmalarbeiten. Besitzer: Friedrich Christian Schlenkrich.


Die Landwirtschaft:

Die Einzelbauern in Dretschen bildeten in den letzten Märztagen 1960 eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Sie gab sich den Namen LPG "Granit" Dretschen.

In den Vorstand wurden gewählt: Vorsitzender Gotthard Hanske, Buchhalter August Dutschmann, die Feldbaubrigadiere Paul Handrick, Christian Angermann und Martin Hollan. Für die Feldarbeit standen vier Pferdegespanne von Hanske, Dutschmann, Wolf und Kitzsch und ein 11 PS Deutz (Traktor) von Angermann zur Verfügung.

Im Laufe der Jahre schaffte man sich die benötigten Maschinen für die landwirtschaftliche Nutzung an. Die LPG errichtete später Gebäude für den Viehbestand. Vom VEB Meliorationsbetrieb Prischwitz ließ sich die LPG eine Beregnungsanlage Anfang der 60er Jahre bauen. Als Wasserreservoir wurde das Restloch des früheren Steinbruches am Picho genutzt. Das Wasser reichte aus, um in Trockenzeiten große Äcker und Grünlandflächen zu beregnen. 1968 wurde der Stall bei Hanske ausgebaut, die Scheune von Hermann Hollan als Speicher umgebaut. Im Jahr 1974 baute man den Stall von Dutschmann aus.

In den folgenden Jahren kam es zu Kooperationen und Zusammenschlüssen mit anderen LPG, z. B. Arnsdorf, Diehmen, Gnaschwitz. Nach der Wende wurden das Land und der Wald an die ursprünglichen Besitzer rückübertra­gen, wobei das Land vorwiegend von der Agrarge­nossenschaft Gnaschwitz gepachtet und bewirtschaftet wird.


Foto links: Hier werden Kälber gezeichnet. Auf der Tafel steht die Nummer, anhand der Besitzer zu erkennen ist.



Die Freiwillige Feuerwehr:

Ende des 19. Jahrhunderts bestand in Dretschen schon eine Spritzenmannschaft. Wann sie sich aufgelöst hat, ist nicht bekannt.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr fand im Jahr 1936 statt. Sie arbeitete seit ihrem Bestehen eng mit der FFw Arnsdorf zusammen. Eine zweirädrige Handdruckspritze war das einzige Löschmittel. Die Leitung der Wehr hatte Erich Heidrich aus Arnsdorf. Willi Thunig war als Zugführer in Dretschen eingesetzt.

1957 wurde das Wasser vom Löschteich abgelassen und die Stützmauer erneuert.

Im ehemaligen Armenhaus von Dretschen war die Handdruckspritze untergebracht. Es wurde später nur noch als Spritzenhaus bzw. Gerätehaus genutzt.

1996 erfolgte der Umbau der Schule zum Gerätehaus und der Zusammenschluss mit der Ortswehr Arnsdorf.

Der Löschteich neben dem Kriegerdenkmal

Brände in Dretschen

1860 brannte 1/3 des Ortes nieder.

16. Nov. 1947 Scheunenbrand bei Dutschmann

04. Dez. 1947 Schuppenbrand Hauswald

1934 Postschänke Scheunenbrand

In der Zeit von 1934 bis 1987 brannte es bei:

Friese: Scheunenbrand durch Blitzschlag,

Bei Lähner kam es zu einem Stubenbrand.

Klitsch: leichter Stubenbrand

27. April 1988 Wohnhausbrand Wustmann: Eine Person konnte nur tot geborgen werden.


Übung an Schusters Teich


Der Umzug aus Anlass eines Feuerwehrfestes um 1960.






Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Dretschen: Kurt Wolf, Manfred Kästner, Klaus Schöps, Johannes Wagner, Heinz Stern, Wilfried Heinrich, Manfred Petrasch, Leo Gladziewski, Herbert Hollan und Walter Tillner









Frauenchor:

In den 50er Jahren haben sich die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe/Bäuerliche Handelgenossenschaften (VdgB/BHG) zu einer gut arbeitenden Organisation der werktätigen Bauern entwickelt. In Dretschen gab es einen Frauenchor des VdgB, von 1952 bis 1973 hatte die Leitung Frau Helga Döring (auf dem Foto links vorn). Der Chor hatte 20 bis 25 Mitglieder, die alle aus Bauernfamilien stammten. Zu ihren Auftritten im gesamten Kreisgebiet trugen sie hellblaue Blusen mit dem Emblem des VdgB und dunkelblaue Röcke. Die Proben für ihre Auftritte fanden auf dem Saal bei Zaunick in Arnsdorf statt.

(Bei Klick auf das Foto werden die Namen angezeigt)




Maibaumwerfen:


Der Brauch des Maibaumsetzens war auch in Dretschen lebendig. Die Ausübung lag in der Hand der Jugend. Mit einem großen Dorffest feierte man das Maibaumwerfen. Dazu waren auch die Jugendlichen aus den Nachbarorten eingeladen.




Wasserleitungsbau:

Als die zuerst private Wasserleitung der beiden Wirtschaften Wustmann und Truhöl Mitte der 60er Jahre erneuert wurde, ergab sich die Möglichkeit, dass sich das ganze Dorf daran beteiligen konnte. Jeder, der einen Anschluss haben wollte, wurde verpflichtet, so und so viel Meter zu graben. Die Rohre (gebraucht) wurden dafür aus Radibor geholt.

In diesen Jahren wurde auch die Dorfstraße erneuert, es wurden Pflastersteine verlegt.


Ein Dorf in Bildern


             

              Arnsdorfer Straße 9



Wirtschaft Mönch, Michael-Rostock-Str.13               Ernst Hollan, Michael-Rostock-Straße

(Scheune erbaut 1892).


Ehemalige Gaststätte Kubitz.               Alter Dorfplatz.


Truhöl, heute Stern M.-Rostock-Str. 1               1940

Winter 1970                                           Winter 1940



Pappmühle 1940                             Postkarte aus dem Jahr 1964


Wartehalle an der Kreuzung Dretschen-Diehmen



Wirtschaft Angermann, heute Liebert               Wirtschaft Schuster, heute Dutschmann um 1900

Arnsdorfer Straße 3                                           Alte Schulstraße 13


Zeittafel


1241

Erste urkundliche Erwähnung

1352

Urkunde von Stolpen

1559

wurde Dretschen nach Gaußig eingepfarrt.

1840

Der Bau einer Schule

1844

Michael Rostock wird Lehrer.

1858

Schmiedebetrieb wird aufgenommen.

1860

1/3 des Ortes brannte nieder.

1884

trat der Lehrer Rostock in den Ruhestand.

1896

entstand die Böttcherwerkstatt / Materialwarenhandlung.

1899

Beantragung eines Anbaus an die "alte Schule" wegen Platzmangels

1911

Wahl des Schulvorstandes: Vorsitzender Karl Hollan, stellv. Vorsitzender Heinrich Roitsch, Protokollant Lehrer Alfred Fritz und Schulkassenführer Karl Hollan.

1913/14

Bau einer neuen Schule

1920

Bau des Kriegerdenkmales

1921

Einweihung des Kriegerdenkmals

1922

Herr Jeremias hatte das erste Motorrad.

1933

wurde die Kreuzung Dretschen -Diehmen gepflastert.

1936

Zusammenschluss der Gemeinden Dretschen und Arnsdorf


Gründung der Feuerwehr Dretschen

1952

Schließung der Gaststätte Kubitz

1960

Gründung der LPG "Granit"

1964

Pappmühle stellt den Betrieb ein.

1971

Schule wurde geschlossen.

1974

Eingemeindung nach Gaußig

1975

Aufstellen einer Bushaltestelle

1976

Schrott-SERO Annahmestelle

1980/81

Rohrauswechslung der Wasserversorgung

1986

schloss die Schmiede von Herbert Hollan.

1992

Schließung "Landkauf"

1996

Zusammenschluss der Ortsfeuerwehren Dretschen und Arnsdorf

1998

Um- und Ausbausanierung der neuen Schule zum Feuerwehrgerätehaus

1998

Schließung der SERO Annahmestelle