[Aus der Arbeit von Martina Koban von 2013, unwesentlich bearbeitet, punktuell fortgeschrieben]


Drauschkowitz / Neudrauschkowitz



Auf halbem Wege zwischen Bautzen und Gaußig befindet sich Drauschkowitz, sorbisch Družkecy, ein sogenannter Quellweiler. Schon vor dem Jahr 1000 lebte dort die Milcener Sippe eines Družk;, von dem sich der spätere Ortsname ableitete: Druž = Sippensiedlung. Im Jahr 1071 tauchte in den Urkunden der sorbische Name Drogobudowice auf. Das bedeutet zu Deutsch "Straßenhütten oder -buden". Damit kann Drauschkowitz gemeint sein.

In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts hatte sich ein deutscher Adeliger im Ort festgesetzt, der sich eine kleine Wasserburg erbauen ließ, die etwa bis zum 13./14. Jahrhundert bestand.

Ritter Meynhard u. a. vom Geschlecht derer "von Drauschkowitz" werden im 14./15. Jahrhundert erwähnt.

Der Ort spielte während der Schlacht um Bautzen (1813) eine große Rolle. Auf den Fluren des Rittergutes Drauschkowitz ließ Kaiser Napoleon sein 12. Korps unter dem Befehl des Herzog von Reggio aufmarschieren.

1900 hatte Drauschkowitz mit Katschwitz eine Größe von 246 Hektar. 1925 gehörten davon 156 Hektar dem Rittergut Drauschkowitz.


Historische Namen:

Drauschkowitz: "Leute des Dragobud/Družekcy", Freund, Gesell
Es gibt verschiedenen Schreibweisen, einige sind:
1071 Drogobudowice, 1430 Drawskewicz, 1562 Trauschkewicz und 1721 Drauschwiz.


Einwohnerzahlen:

1580

5 Gärtner, 1 Häusler

1925

304

1769

6 Gärtner

1939

343

1777

5 Gärtner, 2 Häusler, 1 Wüstung

1946

378

1814

7 Rauch 1 Rittergut

1964

355

1834

38

1996

81

1871

59

1998

131

1890

57

Sorben:


1908

54

1885

41

1900

224 (mit den Ortsteilen)

1900

72


Die Besitzer:

1071 gehörte Drogobudowice zu denjenigen fünf Ortschaften, die der freie Mann Bor vom Bischof Benno von Meißen tauschweise als Lehn bekommen hatte.

Erster gesichert erwähnter Besitzer war 1353 der Ritter Meynhard von Drauschkewicz.

Ende des 15. Jahrhunderts gehörte Drauschkowitz dem reich begüterten Peter von Haugwitz zu Gaußig. 1487 und 1510 gab er Zinsen von Drauschkowitz nach Göda und an das Domkapital. Einige Besitzer waren: die von Bolberitz, die von Muschelwitz, 1750 kam es in den Besitz des Grafen Hermann Karl von Keyserling und blieb seit dieser Zeit mit Gaußig vereinigt.



Das Rittergut:

Das älteste Gebäude in Drauschkowitz ist das Herrenhaus des Gutes. Dort sind noch die Fundamente der rund 30 Meter im Durchmesser großen Anlage und die ehemalige Befestigung zu sehen, die ursprünglich als Wasserburg mit einem Wassergraben erbaut worden war.

Das Herrenhaus ist ein schlichtes rechteckiges Gebäude mit einem hohen Walmdach, das vermutlich nach einer Aufstockung des Obergeschosses entstanden ist. Bemerkenswert an diesem Gebäude ist die schmale und hohe Rundbogentür.

In den Jahren 1871 bis 1873 erfolgte der Umbau des Kuhstalles, 5 Jahre später der des Pferdestalles..

Von 1899 bis 1908 war es in Pacht von Theodor Brühl, 1913 in Pacht von Hedwig Brühl bzw. Brühls Erben. Es umfasst damals 313 ha Fläche einschließlich 49 ha Teiche.

Haupterwerbszweig bildete die Schweinezucht. Letzter bekannter Pächter dieses Gutes war Walter Eibenstein. Im Zuge der Bodenreform im Oktober 1945 teilte man das Rittergut Drauschkowitz unter der hiesigen Einwohnerschaft auf. Die Einwohner beschlossen, die Bewirtschaftung gemeinsam zu vollziehen.


Nachnutzung der Gebäude des Gutes:

Der Sitz des Gemeindeamtes befand sich in der 1. Etage im Herrenhaus von 1945 bis 1974. Einige Räume wurden als Kindergarten genutzt. In den Jahren von 1965 bis 1967 hatte der Konsum hier sein Domizil. Des Weiteren waren von 1972 bis 1985 die Bücherei, der Dorfklub von 1972 bis 1990/91 und der Jugendklub und die Feuerwehr im Rittergut untergebracht. Den Kulturraum, welcher hier errichtet wurde, nutzten nicht nur die beiden Klubs für ihre Veranstaltungen, auch das Programm des Landfilms im Kreis Bautzen fand hier statt.

Die sich im Gut befindenden Wohnungen sind 2015 noch vermietet, das Herrenhaus ist von der Gemeinde in private Hände gegangen.

Die früheren Wirtschaftsanlagen, die nach Norden, Süden und Osten um das Gut angeordnet sind, wurden für Wohnzwecke und von der LPG genutzt.



Die Landwirtschaft:

Schon 1953 bildete sich in Drauschkowitz eine Genossenschaft. Damals schlossen sich vier Betriebe zu gemeinsamer Bearbeitung zusammen.

Seit 1960 gab es die LPG Typ I "Waldfrieden" in Neudrauschkowitz. Den Vorsitz hatte Martin Ziesche, als Buchhalter fungierte Kurt Pietsch. In Drauschkowitz selbst war die LPG Typ I "Vier Linden" entstanden. Vorsitzender war Manfred Klüm, die Buchhaltung besorgte Frau Klinger. Da beide Genossenschaften sehr klein waren, wanderten 1965 einigen Bauern zur LPG Kleinförstchen ab. Der Rest der beiden Genossenschaften kooperierte mit der LPG Gnaschwitz. Der Zusammenschluss mit Gnaschwitz erfolgte 1967.


Die Gemeindevorstände/Bürgermeister:

Im Jahr 1836 erfolgte die Gründung der Gemeinde Drauschkowitz. Zu ihr gehörten noch die Orte Brösang, Katschwitz und Neukatschwitz. (heute Neudrauschkowitz).

Durch die Reformen 1974 kamen alle zu Drauschkowitz gehörenden Orte nach Gaußig.

1886

Ernst Schiller

1889-1898

Ernst Schube

1898-1916

Johann Ernst Schiller

1916-1933

Alwin Preusche

1933-1945

Georg Kühne, Mühlenbesitzer

1945-1955

Paul Vogel

1955

Herr Danisch

1963

Wilfried Gräf

1963

Frau Maiwald

1965

kommissarisch Wolfgang Vogel

1965-1973

Richard Seidel

Gemeindevorstand von 1914


Gaststätte Ritscher: (Brösanger Str. 6)

Die Erstbesitzer der Schankwirtschaft waren Friedericke und Ferdinand Stiebitz. 1924 steht geschrieben, dass Frau Auguste Ritscher Besitzerin der Gaststätte war. Ab 1929 bis 1961 führte Ernst Ritscher die Gaststätte, dann bis 1972 Frau Frieda mit ihren Kindern. Zweimal im Jahr wanderten katholische Pilger aus Schirgiswalde zum Kloster Marienstern und kehrten auf dem Heimweg in der Gaststätte Ritscher ein. Jedes Jahr in den Wintermonaten fand ein Bockbierfest bzw. ein Schlachtfest statt, welches sich über 3 Tage hinzog.

Auch die Frauen hatten ihre Traditionen. Sie trafen sich einmal die Woche zu einem Handarbeitstag in der Gaststätte. Am Abend kamen die Männer hinzu. Daraus wurde eine gemütliche Dorfzusammenkunft.


Der Kindergarten:

Am 1. Juli 1953 wurde im Herrenhaus der Kindergarten eröffnet. Für die Kinder gab es einen Spiel- und einen Schlafraum. In der ehemaligen Gutsküche kochte Frau Brankatsch. Das Kompott wurde aus eigener Ernte hergestellt.

Die Familie Mutscher stellte einen Teil ihrer Wiese für die Kinder zur Verfügung, damit bei schönem Wetter an der frischen Luft gespielt werden konnte. 1961 wurde er geschlossen.

Von Mai 1962 bis Oktober 1963 wurde er als Erntekindergarten weitergeführt. Erzieherinnen waren unter anderem Fräulein Helga Hobke (Friedrich) und Frau Quaas.



                                                                                     Im Garten.

Die Feuerwehr:

Die Freiwillige Feuerwehr Drauschkowitz wurde am 20. September 1924 gegründet. Als ersten Hauptmann wählte man Walter Lehmann. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch der Hornisten- und Trompeterzug der Wehr.

Als Erstes wurden eine zweirädrige Handdruckspritze, Schlauchmaterial, 2 Hakenleitern und Trompeten gekauft.

Die Gemeinde Drauschkowitz kaufte für die Wehr 1944 von der Feuerwehrgerätefabrik Görlitz eine Tragkraftspritze "TS 8".

1948 nahm man die FFw Drauschkowitz in den Verband "Katastrophenschutz, Wald- und Großbrände" auf. Bei der Zuteilung bekam die Wehr ein Löschgerät mit der Bezeichnung "TS-3". 1957 bekam Drauschkowitz eine Sirene.

1963 stationierte die Wehr eine Tragkraftspritze "TS 3" in der Mühle in Katschwitz. In den 60er und 70er Jahren war die Wehr in dem Feuerwehrsport sehr erfolgreich, sodass sie mehrmals vordere Plätze auf Kreis- und Bezirksebene erreichte. Weiterhin gelang es den jungen Brandschutzhelfern den 1. Platz im Kreisausscheid zu belegen.

Eine Modernisierung des Gerätehauses erfolgte 1984. 1986 war die volle Einsatzbereitschaft der Wehr nicht mehr gewährleistet. Mit der Zustimmung der damaligen Gemeinde Gaußig kaufte sich die Drauschkowitzer Wehr 1990 ein Tanklöschfahrzeug "W50 TLF 16" aus eigenen Mitteln. Ab 1995 wurde die Feuerwehrtradition durch die Kameraden des Vereins "Freiwillige Feuerwehr Drauschkowitz e. V." weitergeführt. Somit war das Bestehen des Feuerwehrsportes gesichert, was sich in guten Platzierungen der Kameraden bei Ausscheiden bemerkbar machte.




Der Bau des Sportplatzes:

Den Grund und Boden für den Sportplatz stellte Herr Paul Vogel den Sportfreunden zur Verfügung. Um das Gelände nutzen zu können, wurde es teilweise abgeholzt, und weil es sehr abschüssig war, musste Boden aufgeschüttet werden. Der Bau des Platzes fand etappenweise im Zeitraum von 1958/59 bis 1970 statt und wurde dabei mehrmals verändert. An dem Bau war die örtliche Bevölkerung beteiligt, unter anderen Paul Vogel, Hans Hiller, Harald Melde, Heinz Haufe, Christian Kießetz, Johannes, Peter und Rudolf Ritscher.

Das Gelände und die dort aufgestellten Baracken werden durch die Jugend und später durch den "Dorfklub Drauschkowitz Brösang e. V." genutzt.


Die Vier Linden

Zur Erinnerung an die Erlösung vom Siebenjährigen Krieg im Jahre 1763 pflanzte man vier Linden als Friedensbäume. Sie befanden sich an der östlichen Flurgrenze von Drauschkowitz, am Abzweig der Gaußiger von der Neukircher Straße. Diese Linden zählten zu den schönsten Naturdenkmälern des Kreises Bautzen. Im Jahr 1970 standen noch drei davon.

Heut gibt es die Linden nicht mehr, weil sie eine Gefahrenquelle waren. Daher mussten sie beseitigt werden. Auch die Granitbänke, die sich dort befanden und zum Verweilen einluden, sind verschwunden.

Die damalige Pflanzenproduktion Göda nahm eine Ersatzpflanzung der "Vier Linden" vor. Leider fielen sie der Grasmahd zum Opfer. Nach der Änderung des Straßenverlaufs (der Abzweig nach Drauschkowitz - im weiteren Verlauf nach Gaußig - wurde mit dem Ausbau der Neukircher Str. 2004 eingezogen und erst an der Kreuzung Neukircher/Gnaschwitzer Str. ist das Abzweigen möglich) wurden auf Anregung der Brösanger Familie Melde wieder vier Linden auf der Anhöhe gepflanzt.


Drauschkowitzer Wald:

Am östlichen Hang des "Langen Wassers" haben sich zwischen Drauschkowitz und Katschwitz beträchtliche Reste des ursprünglichen Waldes (Auenwald) erhalten. Bis 1945 gehörte ein Teil zum Gaußiger Rittergutsforst, später zum Genossenschaftswald.


Neudrauschkowitz



Neudrauschkowitz liegt im südlichen Zipfel der Drauschkowitzer Ortsflur. Es entstand erst um 1820, wobei es den Namen Neu-Katschwitz bekam. Erst 1875 entstand der Name Neudrauschkowitz.

Bereits 1840 wurden 6 Kleingärtner und 1 Häusler als Bewohner in Neudrauschkowitz genannt.

Nach einer Überlieferung soll die Gründung durch Henriette von Schall-Riaucour erfolgt sein. Sie übergab an 19 ihrer Untertanen aus Drauschkowitz und Brösang eine Lehmgrube zum Abbau und wies an Ort und Stelle Grund und Boden für den Hausbau an. Dieses Recht war sogar im Grundbuch eingetragen.


Die häusliche Krankenpflege:

Frau Elke Benad erlernte den Beruf einer Krankenschwester, seit 1981 war sie im Bereich Gnaschwitz und Doberschau als Gemeindeschwester tätig. Zu ihrer damaligen Tätigkeit gehörte auch die Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Aufgrund ihrer Erfahrung im Umgang mit den Patienten und zu sehen, wie durch ihre Arbeit das Wohlbefinden gefördert wurde, machte sich Frau Benad im September 1996 mit der häuslichen Krankenpflege selbständig. Ihre jetzige Arbeit beinhaltet unter anderen die Betreuung und Beschäftigung Pflegebedürftiger, hauswirtschaftliche Versorgung, Verbände, Spritzen usw.


Gewerbe:

Des Weiteren gibt es seit 1992 den Malerbetrieb Günter Gerber und den Installateur und Klempner Peter Neugebauer.


Die ehemalige Windmühle:

Ursprünglich stand die Windmühle in Commerau bei Königswartha, dann befand sie sich in Rammenau und kam schließlich 1872 nach Neudrauschkowitz, wo sie an der Landstraße von Bautzen nach Neukirch ihren Platz hatte.

Sie war eine hölzerne dreigeschossige Holländerwindmühle auf einem reichlich mannshohen Sockel aus Ziegelsteinen und besaß eine drehbare Kappe. Die Außenwände der Windmühle bestanden aus 16 Teilen, die durch einen mächtigen Reifen zusammengehalten wurden. An der waagerechten hölzernen Hauptwelle ragte ein Wellenkopf aus Eichenholz heraus. Die 4 Ruten (Flügel) waren mit je 4 auswechselbaren, 1 m2 großen "Türen" versehen. Der letzte Windmüller war Richard Fasold. Die Mühle ist am 22. September 1913 abgebrannt. Ihre Leistung lag zwischen 500 und 1000 Zentner jährlich.




Der Ort in Bildern


                                                                                                                             Rötschke Brösanger Str.1





Das Wohnhaus Sachs 1910 und das Wohnhaus Richter 1910.

Hühner füttern.                                                   Spaziergang auf der Straße.



Die alte Feldscheune wurde 1985 abgerissen.













Notariatsinstrument zum Beglaubigen

Lithografie aus früherer Zeit


Zeittafel:


1071

gehörte Drogobudowice dem freien Mann Bor, der es von Bischof Benno von Meißen im Tausch als Lehn bekam.

1353

Ritter Meynhard von Drauschkowitz

1649

Kauf durch den Offizier Noah Johann Cocceji

1750

Besitzer Graf von Keyserling

1763

Friedenslinden werden gepflanzt.

1766

Peter von Riaucour

1770

Graf Andreas von Riaucour

1839

Gründung der Gemeinde Drauschkowitz

1872

Bau der Windmühle in Neudrauschkowitz

1913

Windmühle brennt nieder.

1924

Gründung der Feuerwehr


Anschluss an Elektrizitätsnetz

1945

Enteignung, Rittergut wird aufgeteilt.

1953

Eröffnung des Kindergartens

1957

Aufstellen einer Sirene

1958

Baubeginn des Sportplatzes

1960

Gründung der LPG

1963

Schließung des Kindergartens

1964

Gründung einer Frauengruppe der Feuerwehr

1967

Neuinstallierung der Lichtleitung im Gemeindeamt

Anschluss der LPG an Gnaschwitz

1970

Sportplatz wurde fertiggestellt.

1971

Verkehrsteilnehmerschulung zur Vorbereitung der Kraftfahrzeugüberprüfung, Zivilverteidigung Leiter Hans Weber

1972

Schließung der Gaststätte Ritscher

Gründung Dorfklub/Jugendklub

Bücherei wurde eröffnet.

1974

Eingemeindung nach Gaußig

1975

Aufstellung eines Buswartehäuschens

1985

Abriss der Feldscheune

1988

Aufstellung öffentlicher Telefonzelle

1998

Wasserleitung wurde gebaut.