Der Straßenbau seit 1923

Martin Müller 1962 nach Informationen von Richard Jatzke, Bürgermeister bis 1945

Im Jahre 1923 setzte die große Erwerbslosikeit ein. Zu ihrer Bekämpfung ließ die Gemeinde durch die Arbeitslosen am Jahrmarktsplatz den Boden ebnen. Durch Lastautos wurden Schlacken aus dem Gaswerk Bautzen und durch Pferdegespanne aus der neu errichteten Sandgrube im Seitschener Hay Sand zum Auffüllen herbeigeschafft.
Ferner wurde der Ziegendorfweg ebenfalls durch Erwerbslose hergestellt. Vorher war es nur ein Feldweg, der zum Rittergut gehörte. Aber in Ordnung wollte das Rittergut und auch die Gemeinde den Weg nicht bringen. Es wurde mit der Herrschaft - Oberinspektor Lehmann - vereinbart, das Rittergut fährt die Steine und Sand unentgeltlich, die Gemeinde kauft die Steine und läßt den Weg durch einen Geometer vermessen und auf die Gemeinde eintragen. Die Löhne wurden aus staatlichen Mitteln -Erwerbslosenmittelen - bezahlt. Vorher war es bei Tau- und Regenwetter den Anliegern zeitweise nicht möglich, zu ihren Grundstücken und Wohnhäusern zu kommen.
Nach der Machtübernahme durch Hitler wurde ein großes Arbeitsbeschaffungsprogramm eingeführt. In Kleingaußig wurde der Hohlweg zwischen dem Armenhaus und Wohnhaus der Auguste Steglich und auf der anderen Seite Grundstück Kobel mit Sand aufgefüllt. Die Sandmassen wurden von dem Grundstück Schmiedemeister Paul Bergt abgefahren durch Baufirma Kriegel, Putzkau. Durch diesen Bau hatte die Gemeinde Golenz einen verkürzten Zufahrtsweg nach Seitschen. Zuvor mußten sie den Umweg bis zum Wegweiser bei der Schmiede benützen.
  Ein weiterer Plan war die Begradigung des Weges nach Diehmen am Schwanteich. Das Land war schon vermessen, eine Ecke Wald an der linken Seite abgeschlagen. Aber der Bau scheiterte. Es hätte vom Park ein Stück abgetrennt werden und dabei einige ältere Bäume abgeschlagen werden müssen. (1963 noch der alte Zustand)
1934 wurde die Straße nach Medewitz von Ecke Schneider bis zur Töpferei Fischer gepflastert. Über 1000 RM kostete das Kleinpflaster. Die Kosten für Sand, Arbeitslöhne und Beschleusung bis zum Spritzenhaus betrugen über 2000 RM.
Im Frühjahr 1939 wurde die ganze Dorfstraße von der Schmiede bis zum Wegweiser beim Grundstück Wahode und um die Kirche bis zur Pfarre neu beschüttet, zuvor eine Beschleusung bis zum Grundstück Nr.17 (Bär) durch die Firma Teich, Stiebitz, durchgeführt. Den Straßenbau führte die Firma Gneuß, Bautzen, durch. Gleichzeitig wurde vom Haupteingang der Kirche bis zur Schmiede der bis dahin offene Straßengraben beschleust und ein Fußgängerweg hergestellt. Der ganze Straßenbau und die Beschleusung haben die Gemeinde 20 000 RM gekostet.

Und weiter bei M. Müller: Im September 1963 wurde die Dorfstraße mit einem Teerbelag versehen. Jeder empfindet dankbar diesen Fortschritt. Garantierte Nutzungsdauer angeblich 10 Jahre. Es ist aber zu befürchten, daß vor allem Raupenfahrzeuge und sonstige schwere Geräte den Straßenbelag vorzeitig ruinieren werden.
(Und wie vermutet:)Am 27. und 28.7.1966 bekam unsere Dorfstraße einen neuen Belag von Splitt und Teer. Dabei wurden in der Hauptsache Maschinen und ein Lkw eingesetzt. Die Arbeit ging ohne Verkehrseinschränkungen vor sich.

Die Wasserversorgung

Martin Müller 1962:

Trotz vieler Fortschritte ist in Gaußig die Anlage einer allgemeinen Wasserleitung noch nicht gelungen. Zwar sind in Gaußig mehrere Wasserleitungen vorhanden.
Eine solche versorgt das Schloß. Ihr Hochbehälter liegt am Hange des Fuchsberges. 1960 wurde die Leitung vollkommen erneuert. Leider reicht die Wassermenge nicht für unseren ganzen Ort aus.
Das Volksgut bezieht sein Wasser aus dem sog. Brücherch, einem Flurstück, das die Grafschaft von Naundorf abkaufte.
Die dritte Leitung, die nur die ehemalige Brauerei mit Wasser versorgte, ist mittlerweile verfallen. Ihre Quelle lag auf Flur Diehmen. Sie hatte Rohre aus Holz, die der letzte Brauer Nitsche selber bohrte.
  Um sich das Schleppen der schweren Wassereimer zu ersparen, haben viele Hausbesitzer zur Selbsthilfe gegriffen und sich eine elektrische Hauswasserversorgung einbauen lassen. Ende 1959 gab es in Gaußig 26, in Günthersdorf 8, in Golenz 5, in Zockau ebenfalls 5 dieser Anlagen.
In Häusern ohne diese Hauswasserversorgungsanlagen können keine elektrischen Waschmaschinen verwendet werden. Seit längerer Zeit hat man Gelegenheit, die öffentliche Waschanstalt in der ehemaligen Stellmacherei Biesold zu benutzen. Dort befinden sich außer zwei Waschkesseln 4 el. Waschmaschinen und 2 Wäscheschleudern. Eine Maschinenstunde kostet 4,80 Mark, die Mitarbeit von Frau Schneider ist dabei eingerechnet. Diese ganze Einrichtung hat sich seit ihrem Anfang in der Schule (dort in Verbindung mit Badewanne und Kohlebadeofen) im Jahre 1960 durchaus bewährt. Zum Trocknen steht der Bodenraum zur Verfügung. Auch eine Wäscherolle ist vorhanden, zur Zeit die einzige im Dorf.