Die Elektrizität in Gaußig

Martin Müller 1962:

Erst im Jahre 1908 erhielt Gaußig Anschluß an das allgemeine Stromnetz. Golenz erhielt erst 1909 Stromanschluß. Lieferant des Stromes war damals das Eltwerk Bautzen. Und wieder dauerte es mehr als 50 Jahre, bis auch im letzten Haus in Gaußig das elektrische Licht erstrahlte, es war das Haus Pakosnik im Jahre 1962. (abgerissenes Haus dicht an der Naundorfer Straße, auf Grundstück Nr. 19) Nun ist Gaußig voll elektrifiziert. ...
Es verging eine Reihe von Jahren, bis sich die Gemeindeverwaltung entschloß, für Gaußig eine Straßenbeleuchtung zu schaffen. Bis nach dem ersten Weltkrieg lagen am Abend die Straßen und Plätze im Dunkeln. Nicht einmal eine Beleuchtung durch Petroleumlampen kannte man. Eine einzige Ausnahme: Eine einzelne Petroleumlampe brannte auf dem Platz vor der Kirche.
(Dazu eine Abschrift aus dem Gemeindebuch:) Gaußig, am 30. Mai 1884
Die von Herrn Rentier August Zenker gesetzte Straßenlaterne, welche derselbe der Gemeinde unter der Bedingung schenken will, wenn von derselben die Bedienungs- und Beleuchtungskosten getragen und übernommen werden, lehnt man dieses Anerbieten ab, da dadurch eine Last und bedeutende Ausgabe der Gemeindekasse erwachsen würde.

Nachrichtlich anher bemerkt von
gez. Gemeindevorstand August Steudner

  Die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg angelegte Straßenbeleuchtung bestand bis zum Jahre 1957. Nach einem Menschenalter fand man es an der Zeit, die ganze Anlage zu erweitern und in der Schaltung zu vereinheitlichen. Zur Zeit brennen bei Dunkelheit in Gaußig 24, in Golenz und Günthersdorf je 5 und in Zockau 3 Straßenlampen. Geschaltet wird die Straßenbeleuchtung durch eine Uhr bei der Gemeinde. Seit Oktober 1963 besitzt Günthersdorf ein erweitertes Netz von Straßenlampen, nämlich 5. In Günthersdorf wurden neue Betonmasten gesetzt.
...
Wegen des erhöhten Strombedarfs reicht die Trafostation gegenüber der Schmiede Lange nicht mehr aus. Deshalb wurde 1960 mit dem Bau einer neuen Trafostation auf dem Gelände des Volksgutes neben dem Parkeingang am Schloß begonnen. Außenputz und Innenausbau erfolgten im Jahre 1961. Endgültig in Betrieb genommen wurde sie im Jahre 1964.
Größter Stromabnehmer ist zur Zeit das Volksgut mit seinen vielerlei Maschinen, die in der Mehrzahl des Stromes bedürfen, der uns in einer Erdleitung von Bautzen aus zufließt.

Fast zur gleichen Zeit wie den Anschluß an das allgemeine Stromnetz erhielt Gaußig einen anderen Anschluß, den an das öffentliche Telefonnetz. 1909 wurde in Gaußig der erste Telefonapparat aufgestellt, und zwar im Schloß. Auch hier ist eine Wandlung eingetreten. Das Telefon, besser ausgedrückt der Fernsprecher, ist nicht mehr eine Angelegenheit vermögender Kreise, wie in der ersten Zeit. Der Fernsprecher ist zum allgemeinen Nachrichtenmittel geworden. Im ganzen Ortsbereich sind zur Zeit 27 Teilnehmer vorhanden. Der sog. Ortsverkehr gehört zum Fernsprechamt Seitschen und hat automatischen Betrieb. Die übrige Lausitz erreicht man im Schnellverkehr über 09 in Bautzen. Darüber hinaus verbindet das Fernamt, die 00, mit jedem Teilnehmer aus der DDR oder der Bundesrepublik.  Der Selbstwählbetrieb ist seit 1963 erweitert worden. Man kann fast die ganze Lausitz ohne Schnellamt erreichen. Daß man viele Postämter durch die Vorwählnummer erreichen kann, hat sich schnell eingebürgert. Die Liste mit den Vorwählnummern liegt bei jedem Telefon. Die technischen Anlagen werden erweitert, mehr und mehr Ämter sind im Vorwählsystem erreichbar. ... Im Juli 1965 ist ein neues Telefonverzeichnis für den Kreis Bautzen erschienen, Preis 0,75 M. Darin ist zu ersehen, daß in der Gemeinde Gaußig, Ortsteile inbegriffen, 32 Fernsprechanschlüsse bestehen. Eingeschlossen sind nicht die öffentlichen Fernsprechstellen Gaußig, Golenz und Zockau. Mit diesen sind es also 35. ... Der Münzfernsprecher neben der Bushaltestelle ist am 10.9.1968 aufgestellt worden. ... Im Dezember angeschlossen (Bild oben bei Buswartehalle)
Das Fernsprechverzeichnis weist den Stand vom April 1965 aus. Störungen im Fernsprechdienst treten selten auf, gewöhnlich gehäuft nach Blitzeinschlägen in das Leitungsnetz.

Telefonanschlüsse im Fernsprechbuch 1943  Teilnehmerverzeichnis Stand April 1965
Bergt, Paul, Schmiedemeister
Buchwald, Edelgard, Dentistin
Sonntag, Herbert, Drogist
Fischer, Carl, Tonwarenfabrik
Fischer, Paul, Golenz, Manufaktur- und
     Kolonialwaren, Schuhwaren, Gastw.
Forstverwaltung, Schall-Riaucour
Frenzel, Georg, Bäckerei und Café
Gaststätte, Mager, Martin
Gemeindeverwaltung Gaußig
Gemeindeverwaltung Zockau
Gendarmerieposten Gaußig
Haase, Arndt, Bauer, Zockau
Hänchen, Martin, Getr.-und Futterm.
Krätschel, Emma, verw., Kol.-w.Fleisch.
Müller, Oskar, Handelsvertreter
Nellen, Harry, Dr. med.,prakt. Arzt
Pfarramt
Pietsch, Georg, Licht- und Kraftanlagen,     Bauklempnerei
Pietsch, Walter, Klempnerei und el. Anl.
Rentamt, gräfl.
Rittergutsverwaltung
Schall-Riaucour, Graf Adam
Schneider, Kurt, Lehrer, Lichtb.-stelle
Schneider, Marie, Gastw./Kol.-waren
Schule Gaußig
Weidner, Emil, Fleischermeister
Wirth, Karl, Bauer, Zockau
Wolf, Friedrich, Sattlermeister
221
347
325
273

290
220
256
261
230
318
294
316
218(?)
257
325
218
305

324
295
220
220
207
330
287
326
256
354
276
  Bahr, Dr. med.
Trocknung Seitschen
Buchwald, Zahnärztin
Erbe, Bäckerei
Fischer, Töpferei
Förster, Alfred, Kühlanlagen
Frenzel, Bäckerei
Garten, Horst, Elektriker
Gasthof Parkgaststätte
Haase, Bauer, Zockau
Grüschow, Zockau
Henker, Walter, Tischlerei
Kassubek, Frisör
Konsum, Fleischw.
Konsum, Gemischtw.
Kutschke, Johann, Fuhrgeschäft
LPG Günthersdorf
LPG Zockau
Lehmann, Taxi, Günthersdorf
Pfarramt
Pietsch, Elise
Gemeindeverw.
Schneider, Obst u. Gem.
Schule Gaußig
Sonntag, Drogerie
Straßenmeisterei, Btz. West
Volksgut Gaußig
Volksgut, Geflügelhof
Volksgut, Schweinehof
Volkspolizei
Wolf, Geschwister, Gem.-waren
TU Dresden, Erh.-heim
218
281
347
306
273
622
255
324
270
316
274
322
647
311
306
278
365
292
275
305
625
230
287
206
325
328
256
267
216
290
605
209

Rudi Teich, der Vorgänger von Bjarsch/Erbe, Bäcker, war der erste Besitzer eines Rundfunkgerätes in Gaußig. (Wohl um 1900)
Zweiter Besitzer eines Radios war dann Clemens Hänchen, der langjährige Besitzer des Gasthofes. Bei seinem Apparat waren 1926 noch die einzelnen Spulen und was sonst dazu gehörte auf einem langen Brett montiert. …
Im September 1963 gab es in Gaußig mit Günthersdorf 197 Rundfunkgeräte und 97 Fernseher.